Das tägliche Spamaufkommen bei web.de und GMX ist im Jahr 2015 von zuvor 50 Mio. auf 106 Mio. Mails gestiegen. Das birgt Probleme für das legitime E-Mail Marketing, da die Filterung der Mails immer strenger wird und teilweise auch erwünschte Nachrichten gefiltert werden („False Positives“).
Für Unternehmen kann dies einen erheblichen Reichweitenverlust im E-Mail Marketing bedeuten. Durch spezifisches Testing und eine saubere Permission können Unternehmen die Anzahl der False Positives auf eine geringe Zahl reduzieren.
Der Redakteur Stefan Mey hat sich mit dieser Thematik für die Internet World Business auseinandergesetzt. Nico Zorn, Mitgründer der E-Mail-Marketing Agentur Saphiron, hat einige Einschätzungen und Erfahrungswerte zu dem Artikel „Kampf gegen Spam“ beigesteuert:
[…] Funktioniert E-Mail-Marketing trotz Antispam-Maßnahmen noch?
Zorn: Absolut. E-Mail Marketing ist weiterhin eine sehr gute Möglichkeit, planbare und direkte Umsätze zu generieren. E-Mail Marketing ist allerdings strukturell und technologisch deutlich komplexer geworden. Ich muss sicherstellen, dass ich eine professionelle Versender-Infrastruktur habe und stets die Zustellung im Blick behalten. Wenn ein Teil der E-Mails nicht beim Empfänger ankommt, kostet mich das konkrete Umsätze.
In Verbraucherschutz-Berichten zu Spam wird gern davor gewarnt, E-Mail-Anhänge zu öffnen. Inwiefern sind bestimmte Dinge nicht mehr möglich, da die Gefahr besteht, vom Nutzer für Spam gehalten zu werden, etwa wenn eine Rechnung als PDF angefügt ist?
Zorn: Pauschal würde ich nicht davon abraten. Es gibt allerdings tatsächlich das Phänomen, dass Nutzer misstrauisch sind, weil sie gelernt haben, dass ein Anhang für Spam steht. Statt eine Rechnung als PDFs zu schicken, würde ich empfehlen, einfach auf einen Nutzerbereich auf der Webseite zu verweisen, auf dem alle Rechnungen archiviert sind. Wie vorsichtig man sein muss, hängt auch von der Branche ab, für Firmen in Finanzbereich ist E-Mail-Marketing eine besondere Herausforderung.
Wie gut gelingt E-Mail-Anbietern der Spagat zwischen Filtern von Spam und Durchlassen legitimer E-Mails?
Zorn: Mein Eindruck ist, dass es mittlerweile sehr gut funktioniert. Anders als früher ist Spam im Posteingang heute eher ein Einzelfall. Und auch der Anteil der falsch positiven Spam-Markierungen ist überschaubar. Für das einzelne Unternehmen kann so etwas allerdings dramatisch sein. Es läuft eben über Algorithmen, und Algorithmen machen immer Fehler.
Was empfehlen Sie Absendern legitimer Massenmails, damit die Mails beim gewünschten Empfänger ankommen?
Zorn: Das Thema Adressqualität muss ernst genommen werden. Viele Unternehmen haben sich irgendwie mit ihren Adressdatenbank durchschlawinert und Adressen vielleicht über Co-Registrierung bei einem Gewinnspiel erworben. Man sollte sich Gedanken machen, ob die genutzte Infrastruktur den gewachsenen Professionalisierungs-Anforderungen gerecht wird. Und man sollte schauen, dass die Inhalte nicht spammig wirken, zum Beispiel durch Versalien oder Dollar-Zeichen im Betreff oder eine reißerische Sprache. Wer Empfänger nerven will, hat mit E-Mail-Marketing den falschen Kanal gewählt, weil Kunden sich sehr schnell von einem Newsletter abmelden oder, noch schlimmer, eine Mail manuell als Spam markieren.
*Internet World Business „Kampf gegen Spam“